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ATEX leitet sich aus dem französischen ATmosphère EXplosibles, zu Deutsch „explosionsgefährdete Umgebung“ ab. Dieser Begriff stammt aus zwei europäischen Richtlinien, die festlegten, wann in einer Umgebung Explosionsgefahr bestand. In der Tat gab es nie einheitliche Richtlinien, denn in den 27 Mitgliedsstaaten waren die Definitionen sehr unterschiedlich.

Eins der älteren Formulare ist die Produktrichtlinie 94/9/EG für Geräte, die vor 2016 hergestellt wurden. Sie ist auch unter dem Namen ATEX95, ATEX 100a oder ATEX-Geräterichtlinie bekannt.

Darüber hinaus gibt es eine Richtlinie, die Personen und Sachwerte regelt, nämlich die Betriebsrichtlinie 1999/92/EG bzw. Richtlinie 99/92/EG, ATEX 137, ATEX 118a oder ATEX Arbeitsstättenrichtlinie.

All das erschien jedoch sehr verwirrend, weshalb das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union alles unter den Richtlinien für Geräte 2014/34/EU (auch bekannt als ATEX 114) und für Gesundheit und Sicherheit unter ATEX 153 vereinheitlichte.

Letzten Endes ist die Kernaussage, dass kein Gerät, egal ob mechanisch oder elektrisch, eine Zündquelle in explosionsfähigen Umgebungen darstellen darf.

Hierbei unterliegt es den Mitgliedsstaaten, dafür Sorge zu tragen, dass die Gesundheit und Sicherheit von Personen, besonders von Arbeitnehmern, Haustieren und Eigentum geschützt werden müssen. Das gilt besonders dann, wenn Geräte und Systeme eingesetzt werden. Diese benötigen einen speziellen Schutz in explosiven Umgebungen. Diese Regelung sorgt dafür, dass es innerhalb der EU möglich ist, dass durch die Einhaltung dieser Standards, nämlich sobald das offizielle EX-Zeichen angebracht wird, ein freier Versand solcher Artikel in jede explosionsgefährdete Umgebung möglich ist.

Die ATEX-Zulassung

Die ATEX-Zertifizierung und die ATEX-Zulassung meinen den gleichen Prozess. Um hier Verwirrungen zu verhindern, sollten Sie sich für eine der beiden Begrifflichkeiten entscheiden und diese dann durchgehend verwenden.

In der Europäischen Union ist die ATEX-Zulassung für alle Geräte nötig, die in explosionsgefährdeten Umgebungen eingesetzt werden sollen. Das gilt beispielsweise für die Öl- und Gasindustrie, für die Pharmazie und für die Holzverarbeitung. Natürlich gilt diese Regel für alle Umgebungen, in denen es zu Explosionen kommen kann.

Um eine ATEX-Zertifizierung zu bekommen, muss jedes Gerät, das in den entsprechenden Bereichen eingesetzt werden soll, sicherstellen, dass es keine Zündquelle darstellt. Dafür gibt es bestimmte Konstruktionsrichtlinien, die den Richtlinien ATEX 114 und ATEX 153 entsprechen.

ATEX-Zulassung und ATEX-zertifizierte Produkte

Explosionsgefährdete Umgebungen, auch als EX-Zonen bekannt, dürfen nur mit Geräten betreten werden, die ATEX-zugelassen oder ATEX-zertifiziert sind. Beide Begriffe bezeichnen den gleichen Vorgang. Diese Geräte müssen als „sicher“ eingestuft sein.

Was ist eine explosive Umgebung?

Hier geht es tatsächlich zunächst um die Definition einer Gefährdung. Dabei handelt es sich vor allen Dingen um Zündquellen, wie sie beispielsweise als Funken beim Schließen oder Unterbrechen eines Stromkreises, wie es bei Lichtschaltern vorkommt, entstehen. Denken Sie aber auch an Standard-Elektromotoren, wie sie in Bohrmaschinen vorkommen. Beim Betrieb einer handelsüblichen Bohrmaschine kommt es ständig zu Funken, damit der Motor überhaupt angetrieben werden kann. Aus diesem Grund könnte sie in einer ATEX-Zone nicht eingesetzt werden.

Es gibt zwei unterschiedliche ATEX-Umgebungen, zwei Arten von Gefahrstoffen und drei Risikofaktoren, die wir uns jetzt im Einzelnen ansehen wollen.

Umgebungen

Es gibt die typische oberirdische Umgebung und die seltenere unterirdische Umgebung, beispielsweise den Bergbau. Es gibt für beide Umgebungen Regulierungen, jedoch sind diese für die unterirdischen Umgebungen deutlich strenger.

Das liegt vor allen Dingen daran, dass Explosionen generell tödlich ausgehen können, dass aber in unterirdischen Umgebungen der Druck nicht entweichen kann, weshalb die Explosionskraft durch den entstehenden Überdruck noch verstärkt wird.

Materialien

Die ATEX-Richtlinien berücksichtigen zwei besondere Materialklassen.

  • brennbare Gase, Nebel und Dämpfe: Sie entstehen in Industrien wie der petrochemischen Verarbeitung, in Autolackierereien, beispielsweise aber auch bei der Herstellung von Industrie- oder Haushaltssprays, sowie beim Schweißen und auch in der Umgebung von Hausheizungen (beispielsweise, wenn Erdgas eingesetzt wird).
  • brennbare Stäube: Sie finden solche Stäube bei Holzmühlen, in Lebensmittelraffinerien, bei der Getreidelagerung und im Kohlebergbau. Alles, was nicht aus Gestein kommt, ist ein möglicher Brennstoff für eine Staubexplosion. Diese Explosionen gehören in der Tat zu den gefährlichsten, denn sie sorgen in geschlossenen Gebäuden dafür, dass die Flammen sekundenschnell von einem Ende eines Gebäudes zum gegenüberliegenden und von oben nach unten schießen. Die meisten explosiven Filmeffekte mit dem typischen Feuerball basieren auf Staubexplosionen. Solche Explosionen können, wie im Fall von Imperial Sugar, für die Zerstörung kompletter Gebäudekomplexe binnen Sekunden mit mehreren Todesopfern sorgen.

Level

Damit sind die Gefährdungslevel gemeint. Konstant bedeutet, dass die Gefahr permanent besteht. Häufig bedeutet, dass regelmäßig Prozesse auftreten, die zu explosionsgefährdeten Umgebungen führen können, wie es beispielsweise bestimmte Produktionsprozesse mit sich bringen. Selten ist eine normale Umgebung, in der es zu außergewöhnlichen Vorkommnissen kommen muss, damit Explosionsgefahr besteht.

Wie man eine ATEX-Zertifizierung bekommt

Die ATEX-Zertifizierung bedingt zunächst einmal ein bestimmtes Produktdesign, das in den ATEX-Dokumenten festgelegt ist. Neben eigenen Tests sind es vor allen Dingen die offiziellen Tests, die nur von bestimmten Ingenieuren zugelassener Prüfinstitute durchgeführt werden dürfen. Nur diese Ingenieure dürfen das offizielle ATEX-Zertifikat ausstellen.

Es gibt sogenannte Low-Level-Tests, die für den konventionellen Gebrauch vor Ort von entsprechenden Ingenieuren durchgeführt werden können. Dann erhält das Gerät die sogenannte CE-Kennzeichnung. Komplexere Tests müssen dann durchgeführt werden, wenn ein Gerät in einer unmittelbaren Bedrohungs-Umgebung eingesetzt werden soll.

Denken Sie hier beispielsweise an den Getreidebauern, der ein Förderband oder ein luftbetriebenes System einsetzen möchte, um Getreide innerhalb seines Silos zu befördern. Hier handelt es sich in der Natur der Sache um eine staubige Umgebung, die nicht steinern ist. Dementsprechend geht von dieser Umgebung eine massive Gefahr aus, auch wenn Sie das bei Getreide zunächst als Lebensmittel nicht vermuten würden.

Woher bekommt man die ATEX-Zertifizierung?

Es gibt bestimmte Stellen, die die ATEX-Zertifizierung anbieten dürfen. Denken Sie beispielsweise an Intertex, den Zusammenschluss eines britischen Meeresvermessungsunternehmens, eines Labors in Montreal und des Testlabors von Thomas Edison.

Eine ähnliche Gründungsgeschichte bringt die vor über 100 Jahren gegründete CSA, also die Canadian Standards Association mit sich. Gegründet, um technische Standards in Kanada zu sichern, ist sie heute weltbekannt, nicht staatlich und vor allen Dingen unabhängig.

In England machte sich die sogenannte BSIRA, die British Scientific Instrument Research Association einen Namen, die heute unter dem Namen SIRA geführt wird. 2009 schloss sie sich mit der CSA zusammen und bietet weiterhin die ATEX-Zertifizierung an.

In Deutschland ist für die entsprechende Zulassung die DEKRA, der deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungsverein, zuständig.

Wie Sie sehen, gibt es gar nicht so wenige Stellen, die entsprechende Ingenieure beschäftigen.

Die Anforderungen

Die vorzulegenden Unterlagen richten sich nach dem angegebenen Einsatzort. Wenn Sie beispielsweise an eine Haushaltsklimaanlage denken, reicht ein CE-Zertifikat, um die technischen Anforderungen der EU an Klimaanlagen nachzuweisen.

In staubigen Umgebungen benötigen Sie schon stärkere Unterlagen. Das Vorgehen sieht hier vor, dass die entsprechenden Geräte der Prüfkommission vorgelegt werden und ausführlichen Tests unterzogen werden.

Die Preise für die Zertifizierung richten sich nach dem Umfang der nötigen Tests. Je umfangreicher diese ausfallen müssen, desto teurer wird es natürlich auch. Diese Richtlinien kommen daher, dass Sie in explosionsgefährdeten Umgebungen keine zweite Chance bekommen.

Typische ATEX-Zonen

  • ATEX-Zone 2/22: Diese Zone besagt, dass es – Zone 2 – unwahrscheinlich ist, dass brennbares Gas vorkommt. Der Zusatz 22 besagt, dass auch brennbarer Staub kaum vorkommen wird. In diesem Fall reicht eine CE-Zertifizierung.
  • ATEX-Zone 1 / 21: Diese Zone besagt, dass – Zone 1 – gelegentlich brennbares Gas und Zusatz 22 – grundsätzlich brennbarer Staub anwesend sein kann.
  • ATEX-Zone 0/20: In Zone 0 kommen explosive Gase quasi ständig vor. Der Zusatz 20 zeigt die ständige Anwesenheit brennbaren Staubs an.

Jede dieser Zonen bedingt unterschiedliche ATEX-Zertifizierungen, die allerdings in den Definitionen der Zonen genauestens beschrieben sind.

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